
Pfingsten feiern wir die Geburtsstunde der Kirche: Nach der biblischen Erzählung finden Menschen, die eben noch ängstlich waren, neuen Mut, Kraft und eine gemeinsame Sprache. Was sie eint, ist nicht die Herkunft oder die Zugehörigkeit zu derselben Blase, wie wir heute sagen – es ist der Geist Gottes, der sie erfüllt. Auch heute brauchen wir diesen Geist mehr denn je: einen Geist der Verständigung, der Hoffnung und des Aufbruchs. Wir leben in unübersichtlichen Zeiten, wir wissen oft wenig von Menschen aus anderen Teilen unserer Gesellschaft, viele Menschen haben Angst vor der Zukunft. Viele sind verunsichert. Gerade da ist es gut zu wissen: Gottes Geist wirkt unter uns und durch uns, manchmal ganz leise, manchmal überraschend kräftig. Mit unseren Gottesdiensten, Veranstaltungen und Begegnungen wollen wir Raum für Begegnung und Verständigung schaffen. Wir laden Sie ein, gemeinsam zu entdecken, was es heißt, Kirche zu sein – bewegt vom Geist, verbunden in der Liebe.
Eckhard Röhm
Liebe Gemeinde,
Liebe Leserinnen und Leser,
Pfingsten erinnert uns an die Geburtsstunde der Kirche, der Gemeinden als Kern der Gemeinschaft der Gläubigen. Unsere Gemeinde ist vielen von uns ein Stück Heimat. Nicht allein des Ortes oder des schönen Kirchengebäudes wegen, sondern vor allem wegen der Menschen, die wir hier treffen. Sie und die Beziehungen zu ihnen beeinflussen unser Gefühl von Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit. Und damit auch unsere Glaubenserfahrung.
Die Gemeinde als Ort allen kirchlichen Lebens steht zunehmend infrage: Zum einen, weil durch sinkende Mitgliederzahlen alle Gemeinden kleiner werden. Und weil neue Erwartungen und Anforderungen an Kirche nicht immer nach der Gemeinde rufen – andere Formen werden wichtiger, Kirche wird diverser. Die Aue ist eine stolze Gemeinde, seit jeher gewesen. Als 1897 die neue Kirche eingeweiht wurde, war der Bau an der Wilhelmsaue für ganz „Deutsch-Wilmersdorf“ Anlaufpunkt. Durch die stetig wachsenden Bevölkerungszahlen im ebenso anwachsenden Berlin wurden zusätzliche Standorte notwendig. Die Mutterkirche an der Wilhelmsaue wurde eine Gemeinde unter vielen, ihr Selbstverständnis blieb aber.
Der sinkende Mitgliederstatus, die Individualisierung in der Gesellschaft und die zurückgehenden Kirchensteuern betreffen unsere Gemeinde ebenso wie alle anderen. Dies anzuerkennen, ist notwendig und erinnert uns an die wechselvolle Geschichte unserer Kirche. Möglichst selbstbestimmt und mutig aber wollen wir dieser Tatsache begegnen. Ja, Veränderungen – besonders unfreiwillige – sind anstrengend und nicht selten mit Ängsten verbunden. Wir stellen uns der Aufgabe, diese Ängste anzunehmen und zu bewältigen. Dafür brauchen wir den zwischenmenschlichen Kontakt, die gemeinsame Glaubenserfahrung, Widerspruch und Mut - so wie es der Kirche insgesamt und der Gemeinde vor Ort schon immer eigen war. Wir müssen zusammenrücken und die Potentiale erkennen, die äußere Veränderungen und bewusste Entscheidungen bereithalten.
Der Gemeindekirchenrat hat sich mit diesen Fragen auf seiner Klausur im April intensiv auseinandergesetzt. Einen Teil der Zeit haben wir den Gemeinden der Region (Am Hohenzollerndamm, Daniel, Halensee) verbracht, um Bedarfe zu ermitteln: Was muss Kirche in Zukunft leisten? Welche Angebote und Räume wollen wir schaffen? Welche Aufgaben können wir gemeinsam, zwischen oder jenseits der klassischen Gemeinde gut lösen? Wie bleiben wir ein relevanter Akteur, der in die Gesellschaft hineinwirkt? Viele Fragen, Antworten sind noch nicht abschließend gefunden. Nur so viel: Auch künftig muss und wird es in der Wilhelmsaue ein umfangreiches Angebot und gemeinsame Glaubenserfahrungen geben können. Verwaltung und Pfarrstellen werden passgenauer eingesetzt werden müssen.
Kirche – sowohl programmatisch als auch strukturell – unterliegt dem ständigen Wandel. Wir wollen ihn gestalten. Unsere Geschichte, unsere Wurzeln, Erfahrungen und Selbstverständnisse werden ebenso wichtig sein wie der Zweifel an diesen. Da passt es ins Bild, dass unser diesjähriges Gemeinde-Sommerfest am 28. Juni (16–20 Uhr) „Im Rausch der Goldenen Zwanziger“ zum Motto hat. Wir nehmen uns die Zeit für eine Reise zurück und vertrauen darauf, Antworten und Hoffnung für heute zu finden.
Herzliche Grüße aus der Aue!
Yassin Handke
3. Juni um 19:30 Uhr
Gemeindesaal
Zusatzveranstaltung – Die Auenkirche lädt ein weiteres Mal zu einem Themenabend ein, an dem Klimaschutz aus theologischer Perspektive beleuchtet wird. Es geht um unsere Verantwortung als Christ:innen für die Schöpfung. Vorgetragen von Eckhard Röhm, theologischer Referent bei „Brot für die Welt“. Im Anschluss ist Zeit für Austausch und Diskussion.
7. Juni ab 21 Uhr
Jugendraum
Bock auf Bierpong, Beats und richtig gute Stimmung? Dann schnapp dir deine Freunde und komm zur nächsten Jugendpartynacht der Auenjugend! Freu dich auf ein Live-DJ-Set, eine Wishlisthour mit euren Lieblingssongs und jede Menge 2010er, Oldies und Clubsounds. Ob mit Cocktail oder kühlem Bier – hier ist für alle was dabei. Feiern, tanzen, abschalten – wir sehen uns auf der Tanzfläche!
28. Juni ab 16:00 Uhr
Gemeindewiese
Die Auenwiese wird zum stimmungsvollen Biergarten der 20er Jahre – mit Live-Musik, künstlerischen Einlagen und Spielen für die Kleinen. Es gibt viel zu entdecken, zu erleben und zu genießen: eine große Auswahl an Speisen und Getränke, gute Gespräche, sommerliche Atmosphäre und sogar eine Fotobox für besondere Erinnerungen. Stilvolle Outfits aus den 20ern sind ausdrücklich erwünscht – die Schönsten werden ausgezeichnet.

Public Viewing – Frauen Fußball-EM 2025
ab 4. Juli, jeweils 30min. vor Anpfiff
Jugendraum
Mit Klara Bühl, Lea Schüller und Co. zum nächsten Titel? Im Juli zeigen wir alle EM-Spiele mit deutscher Beteiligung live – auf großer Leinwand und in bester Gesellschaft. Dazu gibt’s kühles Bier, Snacks und eine ordentliche Portion Fußballbegeisterung. Komm vorbei, fieber mit und erlebe die Spiele in echter Turnieratmosphäre! Die genauen Termine findest du hier.
6. Juli um 16 Uhr
Auenkirche
In der Auenkirche erklingen Vivaldis berühmte „Vier Jahreszeiten“ – interpretiert von Amadeus Heutling an der Violine, begleitet vom Darius Quartett. Jeannette Rasenberger verleiht dem Abend mit ihrem Gesang eine besondere Note, Andreas Wolter begleitet an Cembalo und Klavier. Im zweiten Teil erwarten Sie italienische Lieder und musikalische Kostbarkeiten. Durch das Programm führt Karin Müller. In der Pause hat die Bar geöffnet.
Aue hautnah
In diesem Abschnitt laden Mandy und Maren Menschen aus der Gemeinde zu einem Interview ein – mal nachdenklich, mal humorvoll, aber immer persönlich.
In diesem Monat haben wir unser Interview mit Stephanie Rautenberg geführt. Stephanie betreibt zusammen mit einem Team von insgesamt zehn fleißigen Buchliebhabenden einmal im Monat die erfolgreiche Bücherstube im Gemeindesaal der Aue.

Wie lange bist du schon in der Aue?
Im Jahr 2000 hat mich die Pfarrerin Katharina Reinhardt in der Katholischen Gemeinde Hl. Kreuz auf der anderen Seite des Volksparks getroffen und für den Kindergottesdienst „verhaftet“. Sie kannte mich aus der Schulzeit am „Grauen Kloster“. Unsere Kinder waren damals im Kindergarten in Hl. Kreuz und mein Mann war dort im Pfarrgemeinderat. In der Auengemeinde begann dann eine gute Zeit für mich.
Wo bist du aufgewachsen?
In Schmargendorf, ich bin nicht weit herumgekommen. Die Kirche meiner Kindheit war die Dorfkirche in der Breiten Straße.
Woher stammt deine Leidenschaft für Bücher?
Ich bin mit Büchern aufgewachsen, meine Eltern waren Philologen und hatten viele Interessen. Das färbt ab. Aber eigentlich ist es mehr ein Interesse am Inhalt als am „Buch“. Und in Bezug auf die Bücherstube: Sie bringt Menschen zusammen, und gibt unseren Besuchern die Chance, Neues zu entdecken, ohne viel Geld zu riskieren. Wir sind preiswert, ein starkes Argument für die Bücherstube.
Hast du dich auch beruflich mit Büchern beschäftigt?
Na ja, ich habe schon in der Schule in der Lernmittelbücherei mitgearbeitet. Ein Privileg: Ich musste nicht auf den Schulhof in der Pause, und zu spät zum Unterricht zu kommen, war auch nicht so schlimm. Als studentische Hilfskraft in einer Institutsbibliothek habe ich dann das „Handwerk“ gelernt.
Nach welchen Kriterien werden die Bücher ausgewählt und wie oft findet der Bücherbasar statt?
Sie werden gar nicht ausgewählt. Wir bekommen die Bücher als Spende und bieten sie einmal im Monat - in der Regel am 1. Sonnabend des Monats - in der Bücherstube und im Auensaal an. Danach müssen wir aussortieren, was wir behalten, was in ein Antiquariat geht oder zum Trödelmarkt.
Liest du lieber Krimis oder Romane?
Weder noch; ich lese viel, aber nicht so sehr Romane, eher Sach-/Fachbücher: Geschichte, Politik, Religion, Kunst. Bei Krimis nur die Klassiker, keine Blutorgien, keine Serienmörder.
Was machst du neben den Büchern noch gern?
Mein Mann hat mich gleich am Anfang zur Berlinale mitgezogen, seitdem ist das ein fester Termin, seit 1976. Jedes Mal eine Weltreise ohne Flugscham.
Aber selbst verreisen wir auch gern. Das hat dann oft etwas mit Archäologie zu tun.
Wie kam es dazu, dass es in der Aue diesen großartigen Bücherbasar gibt?
Das lag lange vor meiner Zeit. Pfarrer Barthen hatte einen Weihnachtsbasar mit Büchern bestritten und das hat sich schnell als monatliche Veranstaltung etabliert.
Was macht die Aue für dich aus und welches Buch empfiehlst du den Lesern dieses Newsletters für die Sommerzeit?
Wie schon vorhin angedeutet, vereinen wir in unserer Familie zwei Konfessionen: Mein erster Anker in der Aue war der Kindergottesdienst, damals waren unsere Kinder auch in dem passenden Alter. Aber gerade die Kinder haben mich auch in St. Ludwig angebunden, und so ist es in gewisser Weise auch geblieben. Hier wie dort haben wir Freunde und Bekannte, also zwei „Heimaten“ – ein Privileg, denke ich.
Und für die Buchempfehlung gebe ich jetzt an meinen Mann ab. Er liest (fast) jede Woche einen Roman, für mich mit.
Bruno Rautenberg:
Drei biografische Romane möchte ich nennen.
Ursula Krechel beschreibt in „Landgericht“ das Leben eines jüdischen Richters, der Nazi-Deutschland verlassen und nach Kuba ins Exil gehen muss. In den 50er Jahren kann er sein berufliches Leben und seine Familie nicht mehr reparieren. Die Atmosphäre in Justiz und Gesellschaft der Bundesrepublik ist gespenstisch.
Daniel Kehlmann schreibt in „Lichtspiel“ über den Filmregisseur G.W. Pabst, der erst in die USA geht und in das Deutschland unter dem Nationalsozialismus zurückkehrt. Wie er unter den Bedingungen in Hollywood leidet und sich in Deutschland arrangiert, ist meisterhaft geschildert, nicht nur für Filmfans.
Und immer wieder gern lese ich Leonardo Padura, der im Gewande eines Krimis die kubanische Gesellschaft beschreibt: z.B. in „Adiós Hemingway“ über die Spuren des legendären Autors.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Interview wurde geführt von
Maren Weiß und Mandy Krönert.
Magst du lieber Fruchtsorbet oder Sahneeis?
Also lieber Zitron-, Mango- und Himbeereis oder doch eher Schokolade, Stracciatella und Vanille? Was gehört für dich zu einem perfekten Sommertag dazu? Bitte stimme mit ab, wir behandeln deine Antwort anonym. Im Anschluss siehst du das Gesamtergebnis.
Der Newsletter Auen & Lilien erscheint monatlich im Auftrag des Gemeindekirchenrates der Auenkirche.
Ausgabe 3, Juni 2025
Redaktion:
Eckhard Röhm, Mandy Krönert, Maren Weiß, Yassin Handke, Florian Pluntke
Fragen und Einsendungen per E-Mail an handke@berlin.de
Der Newsletter ist Teil des Internetauftritts der Auenkirche. Die Redaktion ist für den Inhalt der Beiträge allein verantwortlich. Im Übrigen wird auf das Impressum der Homepage verwiesen.